Wir glauben an einen barmherzigen Gott!

23.12.2016

joergenklussmann

Standpunkt von Jörgen Klußmann zum Anschlag in Berlin Gedanken von Studienleiter Jörgen Klußmann zu dem Anschlag am 19. Dezember 2016 auf dem Berliner Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz, bei ...

Standpunkt von Jörgen Klußmann zum Anschlag in Berlin

Gedanken von Studienleiter Jörgen Klußmann zu dem Anschlag am 19. Dezember 2016 auf dem Berliner Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz, bei dem 12 Menschen getötet und 53 weitere Menschen verletzt wurden. 

Ich kann das nicht, sofort nach einem Anschlag einen Kommentar zu verfassen. Dafür fehlen mir die Worte. Ich habe die Toten gesehen, wenn sie Opfer eines Anschlags geworden sind. Nicht in Berlin, aber zum Beispiel in Colombo in Sri Lanka, wo sich eine Selbstmordattentäterin einer Splittergruppe der Tamil Tigers in die Luft sprengte.

Dieser Anblick hat sich mir eingeprägt und das Entsetzen und die Bilder kommen wieder hoch, wenn eine neue Terrortat gemeldet wird. Immer häufiger – so scheint es – verüben Terroristen Anschläge auf völlig unschuldige Menschen, die ahnungslos ihren Geschäften und Gedanken nachgehen.

Ziel der Attentate: Möglichst viele Menschen zu töten,
um größtmögliche Aufmerksamkeit zu erreichen

Ihr Ziel: Möglichst viele zu töten! Um größtmögliche Aufmerksamkeit zu erreichen, für die die Medien und das Netz, „the web“, schon sorgen. Ein paar Jahre nach dem Attentat vom 11. September 2001, das anscheinend inzwischen in radikalisierten Kreisen eine Vorbildfunktion erfüllt, organisierte die Evangelische Akademie im Rheinland eine Tagung zum Thema „Terrorismus und Medien – eine unheilvolle Verbindung“, in dem der Zusammenhang zwischen der Geltungssucht von kleinen, radikalen gewalttätigen Minderheiten und den Medien deutlich wurde.

Wo liegen die Ursachen?
Fundamentalisten, gleich welchen Glaubens oder politischen Couleur, sind davon überzeugt, dass sie eine absolute, fundamentale Wahrheit erkannt haben, die es ihnen erlaubt, sogar dafür zu töten!
Im Nachhinein und nach all den in der Zwischenzeit verübten Anschlägen, Morden, von Folter und Gewalt in welcher Form auch immer, glaube ich heute, dass diese unheilvolle Verbindung zwischen Terrorismus und Medien einfach nur das widerspiegelt, was wir sind: eine Menschheit, die sich nach 70 Jahren Frieden seit dem Zweiten Weltkrieg aktuell wieder stärker bekämpft, weil die Ressourcen weniger und die Ungerechtigkeiten im Angesicht der Globalisierung größer werden oder aber weil noch alte Rechnungen offen sind und scheinbar Vergeltung geübt werden muss.

Immer noch gilt das Gesetz der Rache
Auge um Auge, Zahn um Zahn, so lautet das alte abrahamische Gesetz. Aber auch anderswo in der Welt, wo Menschen an Anderes glauben, gilt das Gesetz der Rache. Solange wir Menschen noch den Offenbarungen von selbst ernannten Propheten folgen, werden wir uns der wahren Erkenntnis verschließen: Gott ist größer ist als alles, so wie die Muslime es richtig sagen. Sie meinen damit, dass Gott alles ist – auch wir alle und alles um uns herum. Dennoch gab er uns Geist, Körper, Seele, Vernunft und die Liebe, so dass wir frei sein können und über unser Schicksal selbst entscheiden können!

Der Teufelskreis der Gewalt muss durchbrochen werden
Ich glaube an einen barmherzigen Gott, der alles sieht und alles verzeiht, selbst ein Attentat, obwohl es mir als Mensch schwer fällt, genau dies zu tun. Aber ich rufe nicht nach Vergeltung, weil ich weiß, dass der Teufelskreis der Gewalt sich sonst immer weiter dreht – allein, um scheinbar das angebliche göttliche Gesetz zu erfüllen.

Im Hintergrund geht es immer um Vergeltung
Wenn wir uns an den Kriegen in Nah- und Mittelost beteiligen, spüren auch Unschuldige und Unbeteiligte die Folgen. Verteidigungsministerin von der Leyen hat bei ihrem Besuch von Bundeswehrsoldaten in Afghanistan gesagt, die dort stationierten Truppen würden gegen solche Terroristen wie den nun erschossenen Anis A., der für das Attentat in Berlin verantwortlich sein soll, kämpfen. Wirklich? Ich wage zu bezweifeln, dass es einen anderen Zusammenhang gibt außer dem eines Kreislaufes der Gewalt, den wir uns so konstruieren, dass er in unser Weltbild passt. Im Hintergrund geht es immer um Vergeltung – für Gewalt, die vorher verübt wurde in Form von anderen Morden, Gewalt als deren Vergeltung usw. Mit Recht hat die Gemeinsame Konferenz Kirche und Entwicklung (GKKE) auch darauf hingewiesen, dass Deutschland immer noch Waffen in die Kriegsregionen exportiert.

Im Glauben an den barmherzigen Gott sollten wir stattdessen
auf Versöhnung und zivile Konfliktbearbeitung setzen

Ein barmherziger Gott vergibt und auch wir sollten vergeben, denn sonst dreht sich die Gewaltspirale immer weiter. Vergebung heißt allerdings nicht, dass Verbrechen ungesühnt bleiben sollen.
Lasst uns Friedenswillige unseren Glauben an einen barmherzigen Gott bekräftigen, indem wir zuerst auf Versöhnung und zivile Konfliktbearbeitung setzen, die auf Gewalt verzichtet und die Opfer und das verursachte Leid in den Mittelpunkt rückt. Dieser barmherzige Gott liebt die Vielfalt, ist transzendent und kennt keine Rache, sondern nur Gerechtigkeit.

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