Wohin der Trumpismus die USA geführt hat

7.1.2021

joergenklussmann

Blogbeitrag von Studienleiter Jörgen Klußmann zu den Ausschreitungen in Washington am 6.1.2020 Der amerikanische Noch-Präsident Donald Trump stachelt seine Anhänger auf, das Kapitol zu stürmen, und ...

Blogbeitrag von Studienleiter Jörgen Klußmann zu den Ausschreitungen in Washington am 6.1.2020

Der amerikanische Noch-Präsident Donald Trump stachelt seine Anhänger auf, das Kapitol zu stürmen, und ermahnt sie gleichzeitig, wieder friedlich abzuziehen. Allein schon in diesem Satz wird die ganze Widersprüchlichkeit und Gefährlichkeit dieses Mannes deutlich, der die Spaltung in den USA radikal verstärkt hat und dessen Politik durch Manipulation geprägt war und ist.

DonaldTrump: Populist, Lügner und skrupelloser Machtmensch
@real DonaldTrump (der echte Donald Trump), wie er sich auf dem sozialen Netzwerk Twitter (das dessen Account für 12 Stunden abgeschaltet hat) nennt, ist ein Populist, Lügner, Fälscher und skrupelloser Machtmensch, der nicht nur nicht wahrhaben will, was Millionen von US-amerikanischen Bürgern beschlossen haben, nämlich ihn abzuwählen, sondern der auch nicht davor zurückschreckt, seine Anhänger:innen Gewalt anzuwenden zu lassen und die Institutionen der amerikanischen Demokratie bis in die Grundfeste zu erschüttern.

Rechte, Rechtsextreme und leider auch viele aus den Evangelikalen Kirchen unterstützten Trump 
Es ist nicht ausgeschlossen, dass dieser – Gott sei Dank – gescheiterte US-Präsident noch weitere Versuche unternehmen wird, um seine Anhänger:innen (sie sind das Gefährliche an ihm) erneut in ein Gefecht für ihn zu führen –  ihn, den sie nicht nur verehren, sondern teilweise auch vergöttern. Einige der besonders radikal-evangelikalen Kirchen in den USA haben es nicht versäumt, Donald Trump zu ihrem Propheten auszurufen, während ihn die rechte Szene, die teilweise aus Neonazis, Bikern, dem Ku-Klux-Klan und Südstaatenanhängern besteht, gleichzeitig unterstützt. Damit wird deutlich, wie sehr die radikale, rechte und rechtsextremistische Szene mittlerweile mit Teilen der radikalen evangelikalen Kirchen paktieren und wie diese gemeinsam versuchen, schleichend die älteste Partei der USA, die Republikaner, zu erobern und zu übernehmen. Gott sei Dank sind sie auch hier (vorerst) gescheitert. Religion und Politik waren in den USA schon immer aufs Engste miteinander verflochten. Doch hier zeigt sich eine neue Dimension und sie ist ernst zu nehmen, wenn Demokratie nicht scheitern soll. Im digitalen Zeitalter des Anthropozäns sind Wahrheit und Dichtung für manche Menschen offensichtlich nicht mehr zu unterscheiden. Es gab schon mal eine ähnlich dunkle Zeit, in der Aufklärung, Wissen, Forschung, Mitbestimmung unterdrückt wurden – im Mittelalter.

Donald Trump wird sich wegen dieser staatsrechtlichen Verstöße vor Gericht verantworten müssen
Auch in der Bundesrepublik haben wir ähnliche Szenen wie beim Sturm auf das Kapitol gesehen, als eine bunte Mischung aus Reichsbürgern, Identitären, QAnon-Anhängern und Corona-Leugnern den Reichstag in Berlin erstürmte. Doch anders als gestern konnten die Eindringlinge gestoppt werden, bevor sie in das Gebäude eindringen konnten. Und anders als gestern kam dabei niemand zu Tode. Die jüngsten Ereignisse in Washington werden uns – vor allem aber die US-Amerikaner – noch eine ganze Weile beschäftigen. Es ist nun zu erwarten, dass sich @realDonaldTrump nicht nur wegen zahlreicher strafrechtlicher Vergehen wie Betrug oder Steuerhinterziehung vor Gericht verantworten muss, sondern auch wegen staatsrechtlicher Verstöße wie dem Aufruf zur Missachtung der Verfassung, der verfassungsrechtlichen Organe und des Amtsmissbrauchs. Machen wir uns nichts vor, das sind keine Kavaliersdelikte mehr, sondern Kapitalverbrechen, die möglicherweise nach amerikanischen Recht sogar mit dem Tode bestraft werden könnten.

Was wird noch passieren bis zur Amtseinführung von Joe Biden?
Die Fassungslosigkeit hat angesichts der zahlreichen dreisten Eskapaden, die sich dieser Präsident geleistet hat, noch immer nicht an Kraft verloren und, wie gesagt, es nicht ausgeschlossen, dass es noch weitere Versuche von ihm geben wird, denn bis zum 20. Januar 2021, der Amtseinführung von Joe Biden, sind es noch einige Tage – es sei denn, ihm wird Einhalt geboten.

Die USA heute: ein tief gespaltenes Land
Das Schlimme ist, dass die Trump-Bewegung nun auch ihre Märtyrer:innen hat, die von ihr von diesem Tage an sorgsam gepflegt und inszeniert werden wird. Auch wenn es den Demokraten gelungen ist, mit den beiden Stichwahlen in Georgia die komplette Wahl nun für sich zu entscheiden, so bleibt die Spaltung des Landes weiter bestehen, hat sich sicher noch weiter vertieft und wird noch weiter getrieben werden, denn nur so kann sie nach dem Ausscheiden Trumps am Leben gehalten werden – und genau darauf setzen deren Führer.

Trumpismus darf nicht noch mehr in die Politik eindringen
Das Allerschlimmste aber ist, dass sich der „Trumpismus“ mit seiner Politik der Manipulation auch über die Grenzen der Vereinigten Staaten ausgebreitet hat und leider auch bereits hier und anderswo in der ganzen Welt Fuß gefasst hat. Von nun an wird es immer schwieriger, Wahrheit und Mythos, Lüge und Fakten zu unterscheiden. Eine Herausforderung, der wir uns als aufgeklärte Christ:innen stellen müssen, bzw. jede und jeder, der sich der Aufklärung und der faktenbasierten Wissenschaft und Demokratie verpflichtet weiß.

Wir alle sind aufgefordert, für eine demokratische Gesellschaft einzutreten
Der gewählte Präsident Joe Biden und seine Vizepräsidentin Kamala Harris werden es nun noch schwerer haben, als es sowieso schon ist, das Land zu einen und wieder normale, vor allem aber gerechte Verhältnisse zu schaffen. Unterstützen wir sie dabei, indem wir überall dort, wo der „Trumpismus“ als Methode der Manipulation und der Verfälschung angewandt wird, dieser Methode Einhalt gebieten.

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