Kirchen warnen vor Einsatz von Atomwaffen

epd-Landesdienst West, Nr. 126 | 05.07.2021

Am Fliegerhorst Büchel in der Eifel sollen die letzten US-amerikanischen Atomwaffen lagern. Dagegen protestieren auch evangelische und katholische Kirche. Solche Waffen bedeuteten keine Sicherheit, sagt die Pfälzer Kirchenpräsidentin Wüst.

Büchel (epd). Die Corona-Pandemie hat nach den Worten des Mainzer Bischofs Peter Kohlgraf den Widersinn von atomarer Aufrüstung gezeigt. „Die Situation in den armen Ländern ist verheerend, das Virus ist grenzüberschreitend vernichtend, die Klimaveränderungen sind für viele Menschen existenzzerstörend, Menschen fliehen, um sich und ihre Familien zu retten, der Hunger nimmt zu – aber die Menschheit rüstet ihre Waffensysteme auf“, sagte er am Samstag auf dem vierten kirchlichen Aktionstag gegen Atomwaffen am Fliegerhorst Büchel. Dort sollen die letzten US-amerikanischen Atomwaffen in Deutschland lagern.

Der diesjährige Aktionstag einer Projektgruppe mit evangelischen und katholischen Christinnen und Christen begann mit dem Läuten der Friedensglocke in wenigen hundert Metern Entfernung vom Haupteingang des Fliegerhorsts der Bundeswehr und einer Schweigeminute. An dem Friedensgottesdienst, der in diesem Jahr auch im Internet gestreamt wurde, nahmen aufgrund von Pandemie-Auflagen lediglich rund 80 Menschen teil. Im vergangenen Jahr musste der Aktionstag komplett virtuell stattfinden.

„Wir gedenken jährlich der Opfer etwa von Hiroshima und Nagasaki, deren Zukunft zerstört wurde“, betonte der Präsident der katholischen Friedensbewegung Pax Christi. Auch die Waffen in Büchel würden Menschen und ihre Lebensgrundlagen zerstören, sollten sie zum Einsatz kommen.

Kirche stehe aber nicht nur für die Botschaft vom jenseitigen ewigen Leben, sagte der Mainzer Bischof. Es sei zynisch zu sagen, ein endgültiger Frieden sei eine Utopie und ihn werde es erst im Himmel geben. „Bis es aber so weit kommt, dürfen wir uns bedrohen, beschimpfen, aufeinander schießen, und sogar mit dem Tode bedrohen“, kritisierte er. In diese Logik wolle er nicht einstimmen.

Die Kirchenpräsidentin der Evangelischen Kirche der Pfalz, Dorothee Wüst, erklärte, dass es mit Waffen keine Sicherheit gebe. „Die Anwesenheit von Atomsprengköpfen in unserem Land nimmt diesem Versprechen viel von seiner Glaubwürdigkeit.“ Den seit Januar geltenden Atomwaffenverbotsvertrag habe keine einzige Atommacht unterzeichnet. Die Argumente seien immer Abschreckung und Angst. „Aber Angst ist kein Nährboden von Frieden. Angst gebiert nur immer weiter Unfrieden.“

Zum vierten kirchlichen Aktionstag hatte die Projektgruppe „Kirchen gegen Atomwaffen“ eingeladen. Die auf Initiative des badischen Forum Friedensethik im Dezember 2017 gebildete Gruppe ruft seit 2018 zum Aktionstag auf. Ihr gehören derzeit Christinnen und Christen aus den evangelischen Landeskirchen in Baden, Bayern, Hessen-Nassau, Kurhessen-Waldeck, der Pfalz, Westfalen, dem Rheinland und Württemberg sowie Mitglieder von Pax Christi an.

Quelle: Evangelischer Pressedienst (epd) West 

Abdruck mit freundlicher Genehmigung des epd-West

Mehr Informationen zum Aktionstag am 3. Juli 2021 „Für eine atomwaffenfreie Welt – es ist 100 Sekunden vor 12“