Gerechter Frieden

Die Landessynoden 2018 und 2021 haben bekräftigt, dass die Evangelische Kirche im Rheinland auf dem Weg zu einer Kirche des gerechten Friedens befindet. Die Lehre vom „Gerechten Frieden“ bedeutet die Abkehr von der Lehre des „Gerechten Krieges“, der über Jahrhunderte, das militärisch-strategische Denken bestimmte. Ein gerechter Frieden stellt den Schutz des Menschen vor Verfolgung, Willkür und Krieg in den Vordergrund und das Eintreten für Menschenrechte und demokratische Teilhabe an allen Ressourcen in den Mittelpunkt. Er fußt auf dem Aufbau rechtsstaatlicher Strukturen unter Beteiligung eines zivilgesellschaftlichen Diskurs, indem er der zivilen Konfliktbearbeitung und Gewaltlosigkeit den Vorrang vor militärischer Intervention gibt.

Sicherheitspolitik
Die deutsche Sicherheitspolitik ist eng mit der der EU und der NATO verbunden. Als Mittelmacht erwarten die USA wird von Deutschland mehr Engagement und Verantwortung in der internationalen Sicherheits- und Außenpolitik. Als Exportnation hat es ein eigenes Interesse daran, den freien Warenverkehr und den Zugang zu Ressourcen sicher zu stellen. Dazu sollte es auch gehören, die Fluchtursachen zu bekämpfen und für Sicherheit im Hinterland von Europa zu sorgen. Afrika und der Nahe Osten sind hier wie erwähnt auch aus anderen Gründen wichtig.

Die Kirchen betreiben mit der Militärseelsorge einen Dienst, der Soldaten als Bürger einer Parlamentsarmee im Einsatz betreut. Damit bleiben sie aber ihrer Überzeugung treu und greifen niemals selbst zur Waffe.

Zivile Konfliktbearbeitung
Das Primat der Gewaltlosigkeit stellt die Evangelische Kirche im Rheinland vor die Herausforderung den Spagat zwischen Sicherheitspolitik und ziviler Konfliktbearbeitung zu meistern. Die Kirchen treten zwar für gewaltfreie Lösungen ein, rechtfertigen aber als ultima ratio den Einsatz von rechtserhaltender Gewalt bei Völkermord und Menschenrechtsverletzungen. Als prima ratio setzen sie sich jedoch für gewaltfreie Konfliktbearbeitung und die Einhaltung des Völkerrechts ein. Dies hat also Vorrang.

Versöhnung
Versöhnung fußt auf der Erkenntnis, dass wir alle unsere Erinnerungen aber all unsere Hoffnungen fahren lassen können, sobald wir verstehen, dass Versöhnung die lebendige Seele unserer Welt ist. Sie verbindet uns und erneuert alte Beziehungen, heilt das Leid und alte Verletzungen. Indem Opfer vergeben und Täter sich entschuldigen, finden beide Erlösung. In dieser Erkenntnis steckt die Saat zur Tat. Je eher die Versöhnung beginnt, desto rascher kommt die Erlösung von dem Bösen, von dem, was nagt und zermürbt. Solche seelischen Verletzungen sind wie alte Wunden, die nicht richtig heilen. Deshalb zögert nicht länger!

„Gerechter Frieden für Mali?“

„Wir beobachten einen richtigen Hunger danach, dass die Soldatinnen und Soldaten den Menschen in Mali helfen wollen.“ So fasste Militärbischof Dr. Bernhard Felmberg die Einsatzerfahrungen der 62 Seelsorgerinnen und Seelsorger zusammen, die den Bundeswehreinsatz in Mali seit 2013 begleitet haben. Der Vortrag des Bischofs auf dem Friedensethischen Studientag am Zentrum Innere Führung der Bundeswehr in Koblenz am 24. Mai stand unter dem Titel „Der Bundeswehreinsatz in Mali aus Sicht der Militärseelsorge“. Zum siebten Mal fand dieser Studientag statt, eine Kooperation von Evangelischer Militärseelsorge, Zentrum Innere Führung, Evangelischer Akademie im Rheinland, des Ev. Kirchenkreises Koblenz und der Landeszentrale Politische Bildung Rheinland-Pfalz. Ziel der Studientage ist ein Dialog zwischen Bundeswehr und kirchlich-zivilgesellschaftlicher Friedensarbeit. Für die etwa 50 Teilnehmenden ging es um die Frage, ob die Militäreinsätze im westafrikanischen Mali, die UN-Mission MINUSMA und die von der EU verantwortete Trainingsmission EUTM zum Frieden beitragen. Passen militärische Anteile und die Aufgaben einer zivilen und wirtschaftlichen Entwicklung eigentlich zusammen?

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Evangelische Friedensethik vor neuen Herausforderungen

Am 12.05.2022 ging es in der Online-Veranstaltung "Im Angesicht des Ukrainekrieges" darum, den friedensethischen Diskurs offen und transparent zu gestalten. Der Angriffskrieg der russischen Armee auf die Ukraine, den Präsident Vladimir Putin am 24. Februar 2022 befahl, stellt eine Zäsur in der jüngeren Geschichte Europas dar, die weitreichende Folgen haben wird. Nicht nur die Friedensarchitektur innerhalb Europas ist davon betroffen, auch globalere geopolitischen Konstellationen werden sich infolge des Krieges verändern. Das unmittelbare Leid der betroffenen Menschen in der Ukraine und der Vernichtungsversuch des ukrainischen Staates müssen so schnell wie möglich beendet werden. In naher Zukunft müssen allerdings auch Strategien entwickelt werden, wie die Weltgemeinschaft mit Aggressoren umgeht, die Menschen- und Völkerrecht brechen und Atomwaffen besitzen.

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